Notblüten + Starkzehrer


*Eine Reizwortgeschichte mit Begriffen von Yellowshark Bieling

Junge Frauen sind leicht zu beeindrucken. Die meisten jedenfalls. Das sagt Clemens Gutboth und ich glaube ihm. Immer noch. Denn Clemens kennt sich aus. Mit Frauen, Biochemie und Gartenbau. Und vermutlich mit drei bis sieben weiteren Bereichen, von denen ich keine Ahnung habe.

Als Elektroingenieur mit Schwerpunkt auf Starkstromanlagen bin ich kreuz und quer in der Republik unterwegs; Industrie- und Gewerbegebiete sind mir Heimat so wie Reinold Messner die Berge, und für individuell-strategisches Flirten fehlt mir nicht nur die Zeit.

Von Clemens habe ich gelernt, dass Bluff-fähiges Grundwissen für die meisten Zwecke völlig ausreicht. Kurzfristig jedenfalls. Aber ich will mich nicht beklagen, denn bei rechtem Licht betrachtet bin ich in der Beeindrucker-Rolle mindestens so fehl besetzt wie in der des charmanten Dampfplauderers. Ohne die kleinen Tricks und Kniffe von Clemens hätte ich also vermutlich weder Anna, Luzie noch Geraldine genießen dürfen. 

Sein ‚Held sein für einen Tag oder drei‘ Konzept funktioniert. Anfangs hatte ich ein paar moralische Bedenken, die vermutlich meiner schwäbisch-protestantischen Herkunft geschuldet waren, doch heute weiß ich: Den anstrengenden Mittelteil einfach auszulassen ist der Gesundheit einfach zuträglicher als jahrelanges Beziehungssiechtum. 

„Du musst sie da erwischen, wo sie sonst nur wenig bis keine eindeutige Aufmerksamkeit von Männern bekommen“, hatte Clemens damals doziert, statt mich mit dem Standardspruch von anderleuts schönen Töchtern zu trösten. „Richtig gut sind Gartencenter mit Mutti-Alarm, vorzugsweise in einem der weniger teuren Vororte, denn da fühlen sich junge Singlefrauen ausgegrenzt und angefeindet und sind dankbar für jedes freundliche Wort..."

Erinnern Sie sich noch an den Trucker, den Gunter Gabriel vor vielen Jahren besungen hat? Im Grunde ist es mir nicht viel anders ergangen. Das mit dem ganzen Kerl und der Autobahn lassen wir jetzt mal dahin gestellt, aber wenn ich an die Ehe mit Eva („und die Angst fährt mit ihm mit, denn zuhaus da wartet eine schöne Frau, die er viel zu selten sieht…“) dann stimmen die Kausalitäten, Gunters ebenso wie die von Clemens. 

Bis ich Anna bei Obi in München-Moosach mit einer nonchalanten Bemerkung zum Thema Notblüten erobern konnte, waren einige eher erfolglose Probewochen zwischen Kevelaer und Esslingen ins Land gegangen, doch danach war der Bann gebrochen. Luzi (Hornbach, Dortmund-Mengede) ließ sich von meinen Ausführungen zu Rankhilfen und Wicken verführen, auf deren Konto dann auch Christa (Toom, Fürstenfeldbruck) und Sandy (Hellweg, Hürth) gingen. Geraldine fiel mir bei Praktiker (Wedding/Berlin) quasi wie Fallobst in den Schoß, nachdem ich sie mit dem beiläufigen Kommentar „Starkzehrer sind nichts für den kleinen Balkon“ im Freigelände stehen gelassen hatte. Ach Geraldine. Für Dich wäre ich gern länger als 26 Stunden Objekt des begehrlichen Interesses geblieben! 

Inzwischen hat mich das Industriezigeunertum an einen geheimen Ort vor Spitzbergen verschlagen, wo es keine Gartencenter gibt, keine verfügbaren Frauen und ab morgen Mittag vermutlich noch nicht einmal eine Insel …

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