Handbuch + Katze

* Eine Reizwortgeschichte mit Begriffen von Katharina K./München 

Vom Rand der Tanzfläche unterhalb des DJ Pultes aus war gut zu beobachten, wer in Sachen hormoninduzierter Paarung unterwegs war, wer auf klassischer Partnersuche und wer bereits entsprechende Verträge hatte.

Die üblichen Gruppen von Jungmännern, die sich mit ausholenden Bewegungen und Gehopse antanzten, vorgeblich ironisch, um über mangelndes Rhythmusgefühl und grobe Motorik hinweg zu täuschen. Die üblichen Freundinnen, die sich aneinander rieben, als gelte es beim Casting für einen billigen Erotikfilm zu punkten. Dazwischen die üblichen drei bis fünfzehn Menschen, die sich vom Fleischmarkt abgekoppelt einfach nur bewegen wollten zu der über 40 Jahre alten Musik.

Der Vodka Sour schmeckte vorzüglich. Taubert lächelte zufrieden. Der neue Barmann kam offenbar ohne das Handbuch aus, nach dem seine Vorgänger die Cocktails zusammen gepanscht hatten. Auf den ersten Blick ein echter Brecher, die Sorte hochgewachsener, durchtrainierter Kahlkopf, die man in mittelmäßigen Filmen gern als Türsteher, Rausschmeißer oder brutalen Personenschützer besetzt. Oder als unschuldig Verurteilten, hinter dessen einschüchterndem Äußerem ein liebenswerter, sensibler Menschenfreund steckt, der mit einer Katze zwischen hohen Bücherwänden lebt, ausgezeichnet Klavier spielt, seine Kaffeebohnen frisch mahlt und auf dem Balkon Küchenkräuter zieht.

Taubert liebte dieses Spiel mit Stereotypen. Ella drängte ihn schon lange dazu, endlich mal ein Drehbuch oder einen Roman zu schreiben. Langsam gefiel ihm der Gedanke. Aber jetzt gab es erst einmal Wichtigeres zu tun...

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