S Bahntunnel + Trockeneismaschine

*Eine Reizwortgeschichte

Die Verbindung schwankte und riss dann völlig ab. Klaus Renbach fluchte. So sehr er die gelangweilte Maschinenstimme des Bewegungskoordinators auch hasste – ohne sie war er hilflos. Allein in einem uralten S Bahntunnel und als einziges Licht die winzigen LEDs auf seinem Stirnband.

Wieso gab es diese unterirdischen Röhren eigentlich noch? Die Einführung der persönlichen Helikopter und schnellen Magnettransportbänder für die weniger betuchten Massen lag schließlich schon an die 30 Jahre zurück. In Asien hatten sie die alten Tunnelsysteme schon längst in gigantische Spaßbäder verwandelt.

Die interessantere Frage war ohnehin, warum man ihn als Experten für antike Ölbohrlöcher hierher beordert hatte. „Und bringen Sie eine mobile Trockeneismaschine mit“, hatte der Kontaktkoordinator genäselt, „das Ministerium legt größten Wert darauf“. Eine Einsatzanweisung ohne Bitte, Danke und Erklärung zum Zweck der Mission.

Neben ihm huschte ein Tier vorbei. Gab es hier etwa Ratten? Renbach war sich nicht sicher. Laut Angaben des Ministeriums waren Ratten komplett ausgerottet und er ihm selbst war seit seiner Kindheit keine mehr begegnet. Die hatte die Größe eines Kaninchen gehabt und ein freundliches Funkeln in den Augen und vielleicht wären sie Freunde geworden, hätte er nicht versehentlich auf auf den Pestpanikknopf gedrückt …

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Reizwortgeschichten basieren auf zwei Wörtern, die formal und inhaltlich erst einmal keinen Zusammenhang haben, genauer gesagt auf zwei Begriffen, die mir Andreas Raum seit Anfang Dezember 2010 an fast jedem Abend per SMS zuschickt. Die Aufgabe besteht darin, mir noch am selben Abend eine kleine Geschichte oder Skizze auszudenken, in der die jeweiligen Begriffe vorkommen. Den so entstehenden aktuellen Kurztext schickt Herr Raum dann an einen Verteiler interessierter Leute. Je nachdem zu welchem Zeitpunkt seine "Abonnenten" in den Verteiler eingestiegen sind, kennen sie drei, zwölf oder alle der rund 40 bisher erzählten Reizwortgeschichten. Einige der Leser wünschen sich eine Art Archiv, und so sollen hier nach und nach alle bisherigen Texte aus der Reihe erscheinen. Die jeweils aktuellste Geschichte gibt es weiterhin per E-Mail. Bei Interesse genügt eine Nachricht an a.raum@gmx.net

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