Satz und kein Sieg

Sloterdijk brachte es einfach nicht mehr. Nischke seufzte. Die Tübinger Mädels gaben keinen Pfifferling mehr auf Philosophie. Früher hatte die Denkermasche prächtig gezogen. Da standen sie auf Baudrillard, Foucault und Kerle, die, mit einem Glas Rotwein, ein paar Suhrkamp-Bändchen und Notizzetteln vor sich nachdenklich ins Leere starrend an ihrer Pfeife zogen... Kaum ein Abend, an dem er damals nicht mit einer knackigen Studentin auf der Chaiselongue zwischen den deckenhohen Bücherwänden gelandet wäre. Heutzutage mußte er sich am Grabbeltisch der Mittelalten und Frustrierten bedienen.

Die Frau am Nachbartisch war nicht mehr nüchtern. Wie auch, nach dem viertem Caipirinha, dachte Nischke, der die Blondierte während der letzten eineinhalb Stunden immer mal wieder sondiert hatte. Prophylaktisch sozusagen, falls sich wirklich nichts Besseres ergeben sollte. Wahrscheinlich Sekretärin, zwischen 37 und 43, geschieden, wieder mal von einer Internetbekanntschaft versetzt worden, bei dem sie Partnerpotential gewittert hatte, egal tendenziell jedenfalls eine von der dankbareren Sorte...

Abgesehen von Frauen war Nischke Konsumverweigerer, zumindest per Lippenbekenntnis. So besaß er seit Mitte der 80er keinen Fernseher mehr, ein Umstand, den er gern, oft und voller Stolz erwähnte. Es war also kein Wunder, daß er seit geraumer Zeit versuchte, Blickkontakt mit Conni Marbach aufzunehmen, ohne zu ahnen, daß er hier eine der derzeit umstrittensten Moderatorinnen der Republik vor sich hatte.

Die letzten Wochen hatten es nicht gut gemeint mit Conni. Angefangen hatte alles damit, daß sie Ernesto mit Paul bei einem Quickie in ihrer Bulthauptküche überraschte. Als bekennende Schwulen-Verächterin traf sie ...

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