Kasupkes Plan

Das T-Shirt war schwarz, ausgefranst und am ausgebeulten Bauch etwas dünn; der weiße Schriftzug „Ich war als Kind schon Scheiße“ etliche Male mit Stofffarbe nachgemalt. Das beste Geschenk zum 27. Geburtstag. Und das letzte von Conni. Könnte man glatt mal wieder anziehen, murmelte Albert und nahm den gesamten Hemdenstapel aus der Kommode.

Vielleicht verläuft Zeit ja doch nicht linear. Er breitete die Hemden auf dem riesigen balinesischen Bett aus, das er Jan seinzerzeit für läppische 150 Mark abgeschwatzt hatte. Kurz danach hatte sich Jan mit seinem Paraglider irgendwo bei Innsbruck absichtlich zu Tode gestürzt. Wie lange war das jetzt her? Auch schon wieder sieben Jahre oder oder acht.

16 Hemden mit Sprüchen wie „Wer ficken will muss freundlich sein“, „Lieber mit Millionen spielen als mit Muskeln“ usw.. Allesamt nur so mittellustig. Wieso hatte er die eigentlich durch mehrere Länder und unzählige Wohnortwechsel geschleppt? 43. Dreiundvierzig! Ein Scheiß-Alter, das! Was soll da noch kommen?

Zu alt, zu schlaff, zu dick, zu neurotisch, zu inkonsequent, zu irgendwas. Das hatte er mit 25 schon gedacht, mit 30 und mit 35 auch. Aber mittlerweile gab es real existierende Gründe. Für weniger als 40 ging er heutzutage nirgendwo mehr durch, egal ob in T- oder Button-Down-Shirt. Was für eine Verschwendung echter Lebenszeit und Gelegenheiten, seufzte Albert laut und ging Mülltüten suchen...

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