* Eine Reizwortgeschichte
Marilou meinte, diese Bedenken würden
ebenso vorüber gehen wie die Trauer um Daktari, an den heute
nur noch seine linke Pfote erinnert.
Mehr ist von diesem stolzen Tier leider nicht übrig geblieben und
eigentlich ist es ein Wunder, dass der Präparator aus dem Gewebe-
und Fellpamp überhaupt noch ein erkennbares Körperteil hat retten
können. Sein Angebot, Daktari anhand von Photos aus glücklicheren
Tagen mit 3D-Technik einfach zu rekonstruieren, hatte ich
seinerzeit entrüstet abgelehnt.
Mittlerweile aber haben Begriffe wie Rekonstruktion ihren traurigen Beiklang verloren.
Tatsächlich arbeite ich seit geraumer Zeit an Sondermodellen für
Liebhaber tierischer Kaminvorleger und Wandekoration. Statt auf tote
Kreaturen setze ich bei dabei auf Fiberglas, Naturkautschuk und
Feinwolle. Bei Marilou und Kunden, denen es vor allem ums Erlegen mit
Schusswaffen und Macheten geht, werde ich mit dieser Kombination modernster Replikationstechnik und guter, alter Handarbeit gewiß
nicht landen können. Bei geschmacksverwirrten Neureichen und ihren
Innenausstattern jedoch sehe ich reelle Absatzchancen.
Zugegeben, am haptischen Erlebnis muss
ich noch ein wenig drehen. Optisch jedoch sind die vermeintlichen
Trophäen bereits jetzt kaum noch von echten zu unterscheiden.
Marilou jedenfalls hat nichts gemerkt, als sie neulich mit ihrer
Scheidungsanwältin vorbei kam, um all die Gegenstände zu erfassen,
auf die sie Anspruch erhebt. Der neue Gorilla aus der Empfangshalle steht jetzt auch auf ihrer Liste...
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