Wäscheklammer + Litschi

* Eine Reizwortgeschichte

Wäre das hinter Biederkeit getarnte Böse ein Mann ohne nennenswerte Merkmale, sähe es wahrscheinlich aus wie Axel Milberg. Das Böse hätte eine patente Frau mit Kurzhaarschnitt, die ihre schneeweißen Leinenlaken zwischen alten Tomatensorten und Wildblumen mit Holzwäscheklammern auf eine Hanfleine hängt und darauf besteht, dass ausschließlich Nahrungsmittel aus der Region auf den Esstisch kommen.  

Das Böse an Axel würden wir nur ganz allmählich erkennen. Wir würden ein wenig stutzig, wenn er sich an einem schmuddeligen Kiosk eine Packung Rothändle kauft,  in einem überteuer ausgestatteten Restaurant Steaks aus Kobe-Rind bestellt, zum Nachtisch geeiste Litschis isst und seiner Frau am Abend den Beischlaf verweigert. Und wenn er sich in der nächsten Szene am Auto des Kollegen zu schaffen macht, würden wir bereits ahnen, dass Axel das nicht aus Interesse tut oder Freundlichkeit…


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 Reizwortgeschichten basieren auf zwei Wörtern, die formal und inhaltlich erst einmal keinen Zusammenhang haben, genauer gesagt auf zwei Begriffen, die mir Andreas Raum seit Anfang Dezember 2010 an fast jedem Abend per SMS zuschickt. Meine Aufgabe besteht darin, mir noch am selben Abend eine kleine Geschichte oder Skizze auszudenken, in der die jeweiligen Begriffe vorkommen. Den so entstehenden aktuellen Kurztext schickt Herr Raum dann an einen Verteiler interessierter Leute. Je nachdem zu welchem Zeitpunkt seine "Abonnenten" in den Verteiler eingestiegen sind, kennen sie drei, zwölf oder alle der rund 50 bisher geschriebenen Reizwortgeschichten. Einige der Leser wünschen sich eine Art Archiv, und so sollen hier nach und nach alle bisherigen Texte aus der Reihe erscheinen. Die jeweils aktuellste Geschichte gibt es weiterhin per E-Mail. Bei Interesse genügt eine Nachricht an a.raum@gmx.net

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