Notaufnahme

Die Abwesenheit von Hinweisen ist kein Beweis, dass es keine Hinweise gibt. Sagt der Schauspieler, der diesen Satz neulich in einem mittelmäßigen Krimi sprechen musste. Die Abwesenheit von Beweisen ist kein Hinweis darauf, dass es keine Beweise gibt. Sagt die Thekenkraft, die aus anderen Gründen viel gelesen hat im Leben. Das Gespräch stockt.

Der Schauspieler kramt in seinem Gedächtnis. Auf die Schnelle fällt ihm keine klug klingende Entgegnung ein. Also senkt er den Kopf, scheinbar in sich gekehrt. Blut ist ein ganz besonderer Saft, spricht er im Bühnenflüsterton, also sehr vernehmlich, und kippt seinen Vodka-Martini in einem großen Schluck herunter.

Die rundliche Blondine zwei Sitze weiter beginnt zu kichern und steigert sich in ein Prusten: Blut, was weißt Du denn von Blut? Der Schauspieler schaut irritiert zur Seite. Und Du, was weißt Du von Blut, fragt er leicht defensiv. Bist Du Krankenschwester, MTA oder so?

Chirurgin, Schätzchen. Ich bin eine sehr betrunkene Unfallchirurgin. Die Blonde bebt und wabbelt vor Lachen. Dann wird sie unvermittelt ernst. Sie fasst den Schauspieler am Unterarm. Ich erzähl Dir jetzt mal was von Blut und Beweisen.

Der nächste Morgen ist so grau wie der Mucus, den er gleich ausspucken wird. Der Blick des erwachenden Schauspielers wandert vom Fenster zu den blonden Haaren, die fächerartig auf dem Nachbarkissen liegen, und großen roten Flecken…

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen