Dr. Liao und die Liebe



Die Präservativmarke heißt "Stonker Donker" und hat als Logo ein lustiges gelbes Kondom-Männchen, das hoch springt und sich anschickt, einen Basketball in einen unsichtbaren Korb zu versenken.

Niu hat die Dinger mitgebracht und noch ein paar andere Markenpräservative. Niu’s neuer Mann, ein Franzose namens Didier, sammelt Kondome, erzählt sie kichernd. Benutzen mag er sie allerdings nicht, weshalb sie auch schon wieder eine Abtreibung gehabt hätte. "Bei Frau Dr. Liao, Du weißt schon."

Weiß ich. Im Lauf der Jahre habe ich etliche Frauen zu Frau Dr. Liao geschickt oder dorthin begleitet. Kolleginnen, Freundinnen oder die Geliebten der Westler, die stets bei mir ankamen, wenn in ihrem aberwitzig stereotypen Expat-Leben etwas schief oder einfach nur „zu chinesisch“ lief. Niu hatte ich auch so kennen gelernt. Sie war die letzte Frau, mit der Ken geschlafen hatte, bevor er sich endgültig Männern zuwandte. Für Niu war Ken der erste in einer langen Reihe nicht-chinesischer Männer gewesen.

Etliche Abtreibungen, eine Tochter und zwei Ehen später geht es ihr jetzt, mit Didier, zum ersten Mal richtig gut. Sagt sie und ich möchte ihr das glauben.

Dr. Liao habe sich mittlerweile ganz spezialisiert und expandiert, erzählt mir einige Tage später ein befreundeter Arzt. Sie habe jetzt 6 Behandlungsstühle, 12 angestellte Ärztinnen, und den Aufwachraum deutlich erweitert. Ihre Dienste bietet sie nun 18 Stunden pro Tag an, 7 Tage die Woche. Von Produkten wie Stonker Donker wird das Geschäft der Dr. Liao nach wie vor nicht nennenswert beeinträchtigt.

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